Hygiene und Gesundheit im weitesten Sinne bedeutet in den meisten Fällen die Besiedlung aller Oberflächen mit einem ausgewogenen Mikroben-Biotop. Dieses Grundwissen ist in unserer Gesellschaft weitestgehend verloren gegangen, weil moderne Reiniger- und Pharmaziereklame uns klar machen wollen, man müsse alle Mikroben vernichten um wirkliche Sauberkeit und Gesundheit zu erreichen. Dies kommt wohl auch daher, weil Mediziner in ihrem Beruf überwiegend mit Fällen konfrontiert werden, in denen schlechte Mikroben die Überhand gewonnen haben und Krankheiten hervorrufen. Landwirte und Gärtner lernen aber wieder zunehmend, dass nur eine ausgewogene Mikrobiologie eine optimale Umsetzung von organischem Material zulässt und Mangelerscheinungen und Krankheiten verhindert. Warum Multimikrobenpräparate wie EM (Effektive Mikroorganismen) positiv in der Umwelt und Hygiene wirken, beschreibt Dipl. Ing. agr. Ernst Hammes, Direktor der Landwirtschaftskammer Berlin.
Mikroben stehen am Anfang und am Ende des Lebens
Ursprünglich war die Erde wüst und leer, berichtet die Bibel. Die moderne Wissenschaft hat herausgefunden, dass Hitze, Stickstoff, Schwefelwasserstoff, hohe Radioaktivität, Mercaptone, Mercaptane und andere Stoffe ein Leben unmöglich machten. Die ersten Lebewesen, die sich nachweisen lassen, sind aber dann Mikroben, die von diesen lebensfeindlichen Stoffen lebten und auch den Sauerstoff als Ausscheidungsprodukt produzierten. Auch heute noch sind alle Oberflächen, Luft, Boden, Pflanzen, alle Häute der Tiere und Menschen, dicht von Mikroben besiedelt. Wären diese tot, wäre die ganze Welt tot. Gesundheitsbewusste Menschen benutzen schon viele Jahre ph-neutrale oder -regulierende Seifen, um die Hautmikrobiologie möglichst wenig zu zerstören. Experten haben errechnet, dass, wenn die Mikrobiologie zusammenbräche, die Erde in nur 20 Jahren mehr als einen Meter unter einer Schicht von absterbendem Material, Pflanzenresten, Leichen, Kot verschwunden wäre und es fürchterlich stinken würde.
Auch der Darm oder die Mundschleimhaut sind Kontaktstellen mit der Umwelt, also Oberflächen. Alte Kinderärzte lassen sich eine Windel mit Kot mitbringen und beurteilen danach den Zustand des Darms. Wir selbst wissen, dass übel riechender Kot signalisiert, dass wir Unordnung im Inneren haben. Übel riechende Krankenzimmer signalisieren uns den Tod und schwere Krankheit. Als gesund empfinden wir natürlichen Wohlgeruch von Walderde, von gesundem Obst oder Gemüse und die frische Luft am Meer. Auch gesunde Tierhaltung ist uns nicht unangenehm, sondern die meisten Menschen beurteilen einen guten Stallgeruch als “typisch”. Solche “Wohlgerüche” sind das Resultat einer funktionierenden Mikrobiologie. So ist der Geruchssinn für uns Menschen sehr wichtig, weil wir damit Gesundes von Krankem unterscheiden können. Moderne Hygieneartikel aber übertünchen oft das Krankmachende, damit wir unbedingt im “good feeling” weiterleben und konsumieren können.
Mikrobenbiotope sind gesund
Natur ist immer Vielfalt. So wirken auch Mikroben – darunter verstehen wir Hefen, Pilze und Bakterien – immer in einer Vielzahl von Arten. Sie bilden stabile Biotope, die für die massenhafte Vermehrung von einzelnen Stämmen keinen Platz lassen. Bakterium Coli zum Beispiel wirkt äußerst wohltuend im Darm und wird uns erst zum Feind, wenn es sich massenhaft vermehrt. Coli findet man überall in der Luft und auf allen Oberflächen, weil es tatsächlich für alle Tiere und Menschen lebensnotwendig ist. Normalerweise hat die Natur für jedes Lebewesen auch einen Gegenspieler. Kommt nun Coli mit Milch in Kontakt, was im Stall und an der Kuh auch normal ist, findet Coli dort den Gegenspieler, das Milchsäurebakterium, das schon im Euter der Kuh natürlicherweise der Milch zugegeben wird. Milchsäurebakterien vermehren sich unter natürlichen Umständen in der Milch so schnell, dass Coli keine Chance hat. Deswegen hatten unsere Vorfahren milchsaure Produkte als konservierte Lebensmittel in Form von Joghurt oder Kefir, die auch ohne Kühlung einige Tage haltbar sind. Auch Lab schützt Milch vor Coli, ursprünglich nur im Verdauungstrakt des Kalbes, dann aber auch bei der Käseherstellung. Milchsäurebakterien als Hauptbestandteil konservieren auch Gemüse (z.B. Sauerkraut). Heute wissen wir, dass auf diese Art natürlich konservierte Lebensmittel mehr Gesundheitswert als das Ausgangsprodukt haben, weil sie zusätzlich mit den Stoffwechselprodukten der Mikroben, wie Vitaminen, und Enzymen, angereichert sind. Ähnlich gesunde Produkte für die Pflanzenwelt finden sich in gutem Waldboden, im Komposthaufen und in gutem Mutterboden.
Wie Mikroben zusammenwirken
Die Wissenschaft vermutet, dass es einige Millionen verschiedene Mikroben gibt. Bekannt sind aber nur gut 10.000. Davon sind wieder nur wenige bestimmend dafür, ob ein Milieu krank oder gesund ist. Der größte Teil der Mikrobiologie ist neutral. Dieser folgt immer der dominanten Gruppe und gestaltet gemeinsam mit dieser das Milieu. Dominieren die Krankmachenden, wird das gesamte Umfeld krank. Dominieren die Gesundmachenden, wird das gesamte Umfeld gesund. Vernichten wir nun über Desinfektion oder Medikamente alle Mikroben, entsteht ein Vakuum, das meist zuerst wieder von den krank Machenden besiedelt wird, die dort keine Gegenspieler haben und sich wieder massenhaft vermehren. Deswegen geben die meisten Ärzte nach einer Antibiotikum-Gabe zum Beispiel Symbioflor oder ähnliche Produkte, um den Darm möglichst schnell wieder geordnet zu besiedeln.
Eine weitere erfreuliche Erscheinung in der Natur ist die Fliege. Sie signalisiert uns, dass es irgendwo Fäulnis gibt. Das Faule ist der Lebensraum der Fliegenmade, und die Fliege, such instinktiv Fäulnis auf, um ihre Eier da hinein abzulegen. Neuerdings nutzt die Medizin diese Tatsache wieder, indem sie auf austherapierte, nicht heilende Wunden wieder Fliegenmaden setzt. Diese fressen das faulende Gewebe, setzen dieses in ihrer Verdauung (Mikrobiologie) um und produzieren gleichzeitig Enzyme und Vitamine in ihrem Schleim, der das Gewebe stabilisiert und abheilen läßt.
Praktische Anwendung in jedem Haushalt
Hygiene im Haushalt bedeutet , dass wir alle Oberflächen positiv mikrobiell besiedeln sollen. Die Multimikrobenpräparate (EM) können also in großer Verdünnung (1:100 – 1:1000) dem Putzwasser oder Waschwasser zugegeben werden. Erfahrungsberichte zeigen, dass Menschen jahrelang ohne Seife bestens leben können, wenn sie sich mit einem Mutimikrobenpräparat waschen. Spülmaschinen oder Waschmaschinen brauchen nur noch ein Drittel der Waschmittel und trotzdem wird alles sauber. Eine gute mikrobielle Besiedlung minimiert Staubbildung und dadurch auch das Vorkommen der Hausstaubmilbe. Einige Produkte sind auch als Lebensmittel zugelassen, so dass man durch Trinken die Funktionsweise von Darm und Mundschleimhaut mikrobiell optimieren kann. Erfahrungen bei Tieren zeigen, dass Wunden schneller abheilen. Sprüht man Multimikrobenpräparate in Wasser gelöst mit dem Blumensprüher in die Luft, verschwinden üble Gerüche im Raum. Weltweit liegen umfangreiche Erfahrungen vor und das Wissen um vernünftige Hygiene breitet sich rasant aus.
Multimikrobenpräparate – Was Neues?
Alles Leben fußt auf einer gesunden Mikrobiologie. Somit sind Landwirte und Gärtner im Grunde Mikrobenmanager. Experten schätzen, dass im Darm und im Boden einige 10 Mio. verschiedene Arten leben. Davon bestimmen aber nur einige wenige, ob ein Prozess gesund oder krank verläuft. Je nach Dominanz der gesund oder krank Machenden folgen alle anderen Arten der dominanten Gruppe. Nach dieser Erkenntnis ist es nicht sinnvoll, “klinisch rein” zu arbeiten, sondern dafür zu sorgen, dass eine optimale mikrobielle Besiedlung aller Oberflächen sichergestellt wird, da das Mikrobenbiotop (milchsaures Milieu) pathogene Organismen integriert und an massenhafter Vermehrung hindert.
Einige tausend Haushalte, ca. 500 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, 2.000 in den Niederlanden und fast 1.000 in Österreich arbeiten zurzeit erfolgreich mit Multimikrobenpräparaten, überwiegend mit “EM-Effektive Mikroorganismen”. In der Praxis erreichen die Betriebe, konventionelle sowie ökologische, wesentliche Vorteile bei der Mist- und Güllefermentation sowie bei der Umsetzung organischer Masse im Boden, was die Erträge und die Qualitäten positiv beeinflusst. Silagen haben sehr gleichmäßige Silierqualitäten, selbst an schwierigen Stellen im Fahrsilo, und sie erwärmen sich auch nach drei bis vier Tagen auf dem Futtertisch kaum. Die Anwender sagen übereinstimmend, dass sich der Einsatz von Multimikrobenpräparaten betriebswirtschaftliche eindeutig lohnt.
Mehrere 6.000 Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz benutzen EM als Hygienemittel. Inzwischen gibt es schon auch Hotels, Ferien-Bauernhöfe und Pensionen, die EM unter Vermeidung von Chemie einsetzen.
Wissenschaftliche Beurteilungen liegen bisher in Europa nur wenige vor. In Japan und USA wird schon länger an der wissenschaftlichen Beurteilung gearbeitet. Dort gibt es Erfahrungen über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren. Im Internet findet man auf diversen Seiten Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Untersuchungen (siehe unsere Linkliste). EM-Vereine bestehen bereits in Deutschland, Österreich und der Schweiz – eine Vereinsgründung für Italien ist bereits in Vorbereitung.
Dieser Text wurde freundlicherweise von Ernst Hammes, Direktor der Landwirtschaftskammer Berlin und Vorstand des EM e.V. Deutschland. zur Verfügung gestellt und nach Absprache mit dem Autor geringfügig geändert. Ernst Hammes ist seit 30 Jahren Landwirtschaftsberater, seit 12 Jahren im ökologischen Bereich tätig und beschäftigt sich seit 1998 intensiv mit EM.
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